Maximilian Jantscher
Graz / Österreich

Ich war Bordellbesitzer, meine Frau hat für mich gebetet

Ich wuchs als Sohn eines Holzknechts in ärmlichen Verhältnissen auf. Trotz dieser Umstände darf ich mich an eine wunderschöne Kindheit erinnern. Dennoch begann unsere finanzielle Situation bald darauf an meinem jugendlichen Ego zu kratzen. Mich störte es, in der Schule kein Jausengeld für die Kantine zu haben. Mich störte es auch, nie mit meiner Familie auf Urlaub fahren zu können. Es ärgerte mich ständig, dass es immer hieß: „Kein Geld, kein Geld, kein Geld!“ Obwohl wir in einem Märchenschloss wohnten, galten wir als die ärmste Familie der gesamten Ortschaft. Wir wohnten ja nicht oben im Schloss; meine Eltern und wir Geschwister logierten dort zu sechst unten, in einer 40 m2 kleinen, feuchten und schimmligen Kellerwohnung.

In meinen jungen Jahren derart mittellos zu sein, sollte den späteren Verlauf meines Lebens ganz stark prägen. Von dem Tag an, an dem ich den Bruder des Schlossbesitzers mit seinem funkelnagelneuen Porsche vorfahren sah, sagte ich selbstbewusst und bestimmt zu mir selbst: „Eines Tages werde ich auch reich sein!“ Gesagt, getan. Nach anfänglichen Schwierigkeiten begann ich eine berufliche Laufbahn in der Gastronomie. Mein ursprünglicher Plan war es, als Hotelier in Australien Karriere zu machen. Ich hatte dort Verwandte und die Chancen standen gut. Bedauerlicherweise kam es nicht dazu. Plan B war, ein eigenes kleines, entzückendes Café in der Stadt zu eröffnen.

Als 18 Jähriger lernte ich dann ein Mädchen kennen, dessen Eltern zwei eher zwielichtige Lokale hatten. Ich erkannte rasch, dass man mit einem Bordellbetrieb sehr viel Geld machen kann und arbeitete dort zuerst als Kellner. Als eines dieser Lokale vom Konkurs bedroht war, ging ich das Risiko ein und übernahm dieses als Bordell. Offensichtlich bewies ich kommerzielles Talent, denn aus einem heruntergekommenen Lokal mit einer einzigen, über 45-jährigen Kellnerin, die sich auch prostituierte, wurde im Lauf der Jahre der meistbesuchte Stripclub der Grazer Innenstadt.

Parallel dazu lernte ich meine jetzige Frau kennen, sie kommt aus Südamerika. Mir war es ein großes Anliegen, meine Familie aus meinem beruflichen Umfeld komplett herauszuhalten. Wir hatten daher zu Beginn der Ehe eine Abmachung getroffen, dass wir das Berufliche vom Privaten trennen. Sie ist für die Familie zuständig und ich dafür, dass diese Familie gut ernähren wird. Wir wollten beide Kinder und bekamen auch drei. Ich liebte sie. Ich führte ein komplettes Doppelleben. Wollte meine Frau mehr von mir erfahren, wurde ich aggressiv. Wir redeten nie über das Berufliche.

Hatte ich als Kind unter meiner Armut gelitten, war es mir jetzt eine Genugtuung, plötzlich Geld in Hülle und Fülle zu haben. Ich hatte plötzlich Ansehen und konnte mir alles leisten, was ich wollte, natürlich auch teure Autos. Ich lebte im kompletten Luxus. Da in dieser Branche sehr viel Alkohol im Spiel ist, kam ich aber immer öfters in dramatische Situationen, bei denen ich dann auch zunehmend die Sorge hatte, dass ich meine Familie gefährden würde. Es wurde immer schwerer, das Doppelleben aufrecht zu erhalten. Aber ich konnte nicht aussteigen. Ich hatte den Betrieb groß gemacht, mit 30 bis 40 Prostituierten und mit hunderten Stammgästen. Ich konnte nicht aufhören. Einerseits gefiel mir dieses Leben, andererseits erlebte ich hier alles an Negativem, was man sich vorstellen kann, angefangen von Alkoholexzessen über Bestechungen, Schlägereien, Messerstechereien bis hin zu Morddrohungen. Ich war traumatisiert von einigen brutalen Erfahrungen, die ich machen musste. Aber je mehr ich besaß, desto leerer wurde ich innerlich. Irgendwann begann in mir eine Sehnsucht zu wachsen nach etwas, das ich nicht definieren konnte, mein Herz war zum Verzweifeln leer.

Wer mich herausgebracht hatte, war meine Frau. Mir war lange nicht bewusst, was für ein Geschenk ich durch sie erhalten hatte. Sie hatte schon in ihrer Kindheit Gott kennen gelernt und hatte eine intensive Beziehung zu Gott. Sie hatte 16 lange Jahre unaufhörlich für mich zu Gott gefleht. Das war mir lange nicht bewusst. Ich erlebte aber an ihr, dass sie ihren Glauben konsequent lebte; ihre Güte, ihre Liebe und ihre Barmherzigkeit faszinierten mich. Mich hingegen interessierte Gott gar nicht, ich interessierte mich für Aliens und für Nostradamus.  Für mich war Gott eher eine Märchenfigur.

Eines Tages begann sie einen Bibelkreis zu besuchen und fuhr mit den Kindern Woche für Woche dorthin. Das machte mich nervös und ich beschloss, sie zu begleiten. Was mich dort überraschte, war, dass ich auf meine kritischen Fragen Antworten erhielt, die für mich völlig neue Perspektiven eröffneten. Jesus begann mich auf einmal zu interessieren. Immerhin hatte auch er mit Prostituierten und Zöllnern verkehrt. Das war ja auch meine Klientel.

Ich ging daher mit meiner Frau immer öfters in diesen Bibelkurs mit. In mir begann der Glaube zu wachsen. Ich suchte einen Erlöser, jemanden, dem ich meinen ganzen Dreck abladen konnte. Ich versuchte aber einer Entscheidung auszuweichen, indem ich mir überlegte, wie ich diesen neuen Glauben an Gott in mein Berufsleben und in das Bordell integrieren könnte. Ich hatte Angst vor Armut und wollte meinen Betrieb nicht loslassen. Ich hatte nun also auch diesbezüglich mit einem Doppelleben begonnen. Vermutlich hätte ich tatsächlich so weitergemacht, wenn ich nicht eine einschneidende Erfahrung gemacht hätte, die ich rückblickend als Kampf der Mächte um mich bezeichnen kann.

Eines Abends, ich war vollkommen nüchtern, ging ich zu Bett und dachte über mein Leben nach. Plötzlich spürte ich einen unglaublich starken Handgriff im Nacken, der mit aller Gewalt zudrückte, so als würde mir jemand das Genick brechen wollen. Das war so schmerzhaft, das war eine Kraft, die ich von früher nicht kannte. Ich konnte mich nicht wehren, was mir früher bei Schlägereien im Bordell immer gelungen war. Es war aber niemand anwesend, was mich sehr ängstigte. Ich hörte dann auch in den nächsten Tagen immer wieder Stimmen, die mich aufforderten, meine Familie zu töten. Wären nur die Stimmen gewesen, hätte ich die Angst gehabt, schizophren zu werden. So aber zeigten mir dieser Schmerz und diese fürchterliche körperliche Erfahrung, dass es etwas anderes war, als nur eine psychische Störung. Mir wurde dann mit großer Klarheit bewusst, dass ich so wie bisher nicht weiterleben kann, dass ich mein Doppelleben aufgeben muss.  Nachdem ich in der Zwischenzeit  doch schon einiges von Gott erfahren hatte, flehte ich voll Angst und Verzweiflung: „Gott, wenn du mir jetzt hilfst, dann gebe ich dir, ohne Kompromisse, mein Leben! Herr, allmächtiger Gott? Hörst du mich denn nicht? Wenn es dich denn wirklich gibt, dann bitte zeig dich mir und beende diese grässlichen Gedanken, sonst sterbe ich!

Die Stimmen verschwanden und ich bekam einen tiefen Frieden; es kamen nun andere Gedanken. Ich durfte Gott als die Liebe und den Erlöser kennen lernen. Nun kamen auf einmal Reue, tiefe Scham und Trauer über mein Leben, besonders gegenüber meiner Frau, die dieses Leben 16 Jahre lang aushalten musste. Ich konnte es plötzlich nicht mehr ertragen, mich meiner Frau zuzumuten, nach all dem, was ich in der Vergangenheit getan und wie ich in der Vergangenheit gelebt hatte. Sie hat mir aber verziehen. Sie gab mir ihre irdische Liebe, damit ich nach himmlischer Liebe fragen konnte. Als ich sie fragte, wie es ihr gelungen ist, mir trotz dieser Vergangenheit zu vergeben, war ihre Antwort, dass ihr Gott dazu die Kraft gegeben hat.

Ich habe alles Bisherige losgelassen, meinen gesamten Reichtum, wir haben neu begonnen. Ich habe jetzt eine neue Liebe gewonnen, zu meiner Frau, zu meinen Kindern und zu Gott.

 

https://www.youtube.com/watch?v=HPgZcrW0NIM

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