Dorothea Drewitz
Dorothea Drewitz
Saarbrücken / Deutschland

Multiorganversagen – Gott hat unser Gebet erhört

Mein Mann war 37 Jahre chronisch krank. Er litt unter Morbus Crohn – das ist eine chronische Darmentzündung, die in Schüben verläuft. Er ist im Verlauf seiner Krankheit insgesamt 30-mal operiert worden. Bei der 1. und 2. Operation ist er durch eine der vielen Bluttransfusionen mit Hepatitis C infiziert worden. Im Jahr 2006 hatte er einen schlimmen Hepatitis Schub. Mitte Januar 2007 wurde dann von der Universitätsklinik Homburg die Diagnose gestellt: Leberzirrhose im Endstadium. Nach dem ersten Schock über dieses niederschmetternde Ergebnis war mir klar: „Gott ist jetzt die einzige Hoffnung, für ihn ist nichts unmöglich.“ Der Glaube an die Wirkung der Sakramente und des Gebetes haben mich gestärkt, jeden Tag mit der Zuversicht auf Gottes Hilfe zu leben. Mit mir begannen auch viele mir verbundene Menschen für meinen Mann zu beten. Sie haben uns während des ganzen Leidenswegs meines Mannes mit ihren Gebeten begleitet, wodurch wir die Kraft bekommen haben, durchzuhalten.

Von ärztlicher Seite wurde festgestellt, dass mein Mann höchstens durch eine Lebertransplantation gerettet werden könnte. Er könne aber nur auf die Transplantations-Warteliste aufgenommen werden, wenn sich keine Entzündungsherde oder Keime im Körper befinden. Dazu müsste der Dickdarm vollständig entfernt werden, da der gesamte Bauchraum voller Fisteln war. Am 28. Februar 2007 wurde meinem Mann schließlich der Dickdarm entfernt, er bekam einen künstlichen Darmausgang. Es war eine sehr schwere Operation mit hohem Blutverlust. Mein Mann wurde in ein künstliches Koma versetzt und musste beatmet werden. Die Leberfunktion wurde immer schlechter, mit jedem Tag verschlechterte sich auch die Nierenfunktion. Zusätzlich wurde bei ihm MRSA – ein multiresistenter Keim – der selbst bei Gesunden nur schwer auf eine Antibiotika-Therapie anspricht – festgestellt. Auf meine Bitte hin spendete ihm der Krankenhauspfarrer die Krankensalbung. Schließlich kam es am 7. März 2007 zu einem völligen Leber- und Nierenversagen. Die Ärzte bereiteten mich schonend darauf vor, dass mein Mann nicht überleben wird. Mit dem MRSA-Keim könnte auch keine Transplantation durchgeführt werden. Selbst ohne den Keim wäre eine Lebertransplantation in seinem Zustand äußerst riskant, die Überlebenschance minimal und der gesamte Heilungserfolg unwahrscheinlich. Außerdem sei ein gutes Organ, das er bräuchte, so schnell nicht zu bekommen.

In dieser verzweifelten Situation bestürmte ich den Himmel und bat Gott um Hilfe. Auch meine Freunde beteten intensiv für meinen Mann und mich.

Zwei Tage nach diesem bedrückenden Gespräch mit dem Arzt kam ich am 9. März morgens auf die Intensivstation und fand die Ärzte und das Pflegepersonal in heller Aufregung vor. Ein Arzt rief mir nur zu: „Der Keim ist weg, der Keim ist weg!“ Der MRSA-Keim war verschwunden, völlig unerklärlich für die Ärzte bei dem desolaten Gesundheitszustand meines Mannes. „Wir stufen Ihren Mann jetzt für eine Organspende in der höchsten Dringlichkeitsstufe ein. Allerdings braucht er spätestens in zwei Tagen ein gutes Organ, sonst ist Ihr Mann nicht zu retten. So schnell ein Organ zu bekommen ist aber leider sehr unwahrscheinlich.“

Dennoch:  Mein Mann bekam am Sonntag, den 11. März eine Lebertransplantation. Sein Zustand verbesserte sich aber nicht. Herz und Kreislauf waren sehr schwach, er brauchte starke, den Kreislauf unterstützende Mittel. Die Niere arbeitete nicht mehr, er war ständig an ein Dialysegerät angeschlossen und musste auch künstlich beatmet werden. Er musste immer noch im künstlichen Koma gehalten werden. Aus ärztlicher Sicht bestand keine Hoffnung, dass sich sein Zustand jemals bessern und stabilisieren könnte. Diese Unsicherheit, wie es weitergehen würde, war das Schlimmste für mich, obwohl ich immer das Gefühl hatte, dass Gott uns helfen wird.

Als die Ärzte in dieser Hoffnungslosigkeit den Vorschlag machten, das Beatmungsgerät und das Dialysegerät abzuschalten, hatte ich abgelehnt und die Meinung vertreten: „Warten wir einmal ab, es wird so viel gebetet, für Gott ist nichts unmöglich.“

Am 16. März 2007 brachte ein Freund die hl. Kommunion zu meinem Mann in die Intensivstation. Da er im Koma war und sie nicht empfangen konnte, legten wir sie auf seinen Körper und beteten innig für ihn um Heilung.

Als ich am nächsten Tag in die Intensivstation kam, war mein Mann nicht mehr an das Dialysegerät angeschlossen. Ich sagte überrascht zur Oberärztin: „Das Dialysegerät ist ja weg.“ Sie erzählte mir daraufhin, selbst immer noch verwundert, dass die Niere überraschend wieder begonnen hatte zu arbeiten. Es hatte sich auch der Kreislauf stark verbessert, so dass die Kreislaufmedikamente bereits um 2/3 reduziert werden konnten. Die Atmung wäre auch viel besser geworden, so dass es möglich wäre, ihn heute noch vom Beatmungsgerät zu trennen und ihn langsam aus dem Koma wach werden zu lassen.

Ich war sprachlos! Gerade erst hatten die Ärzte mit seinem Tod gerechnet, wir hatten am Vortag Jesus in der Eucharistie zu ihm gebracht und für ihn gebetet und nun, am nächsten Tag, begannen die Organe wieder zu funktionieren. Es war unglaublich, Gott hatte unsere Gebete erhört.

Mein Mann war insgesamt 1 Jahr in der Universitätsklinik, hatte auch noch weitere Operationen und wurde nach einer REHA schließlich nach Hause entlassen.  Seine Muskeln waren so stark abgebaut, dass er erst wieder gehen lernen musste und es dauerte nochmals  1 Jahr, bis er sich von diesen extremen Strapazen erholt hatte. Wir hatten dann noch einige gute Jahre miteinander. Insgesamt hat er nach der großen Darmoperation und Lebertransplantation noch 12 Jahre gelebt und er hat immer gerne gelebt – trotz seiner Einschränkungen. Am 1. März 2019 – einem Herz-Jesu Freitag – hat Gott ihn dann zu sich gerufen.

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