Violaine
Beauvais / Frankreich

Von Multipler Sklerose geheilt

Ich habe in der Welt des Scheins und der Lüge gearbeitet, in der Welt der Werbung. Ich war eine Kämpferin. Ich war erfolgreich, außer in meiner Ehe. Als ich 25 war, wurde ich nach sieben Monaten Ehe geschieden. Dann lernte ich einen anderen Mann kennen, mit dem ich mein erstes Kind bekam, ein „Pillenbaby“, wie man sagt. Mein Partner akzeptierte das nicht: Er verließ mich.

Sechs Monate nach der Geburt begann meine Krankheit: Ich verlor die Sehkraft auf einem Auge, bekam Taubheitsgefühle und Probleme beim Gehen. Ich ließ mich untersuchen. Am Ende einer MRT-Untersuchung sagte der Arzt zu mir: "Sie müssen tapfer sein….." Ich verkündete später meinen Eltern die Diagnose, ohne sie selber wirklich verstanden zu haben: "Ich habe Multiple Sklerose". Meine Eltern waren am Boden zerstört. Sie wussten, dass niemand jemals von Multipler Sklerose geheilt worden ist und dass diese Menschen auf lange Sicht durch diese Krankheit völlig behindert sein werden.

Ich verlor bald darauf meinen Job. Ich war bis dahin äußerst sportlich, wurde aber schnell zu einer Belastung für meinen Freund, der mich schließlich rauswarf. Ich fand mich dann auf der Straße wieder, mit einem 2-jährigen Kleinkind….......und der Krankheit. Ich fand Zuflucht bei meiner Großmutter in Beauvais. Dort traf ich wieder einen Mann, der nie aufgehört hatte, mich zu lieben und der treu auf mich wartete. Das ist wahre Liebe. Er wurde der Mann meines Lebens. Wir heirateten und bekamen ein kleines Mädchen, das unser Zuhause erhellte. Endlich war ich glücklich, trotz dreizehn Entzündungsschüben, einem auf 5% reduzierten Gesichtsfeld, dem Verlust des Gebrauchs meiner Beine.

Eines Nachts weckte ich meinen Mann mit einem Schrei: "Ich will nach Lourdes!" Am Morgen redete er mich diesbezüglich an und fragte mich, was ich mit meinem Rufen gemeint hätte. Ich konnte mich aber an nichts erinnern. Als er mir schilderte, was ich gerufen hatte, sagte ich ihm: "Du machst Witze! Lourdes  ist einfach ein Mekka der katholischen Folklore“.

In einer anderen Nacht passiert dasselbe aber noch einmal. Ich erzählte diese Begebenheit daraufhin einigen Nonnen, die Freunde meiner Eltern sind. Eine von ihnen fragte mich: "Wann ist das passiert? "Ich rechnete und antwortete: "Das erste Mal am 11. Februar." Ihr Gesicht leuchtete auf: "Das ist der Jahrestag, an dem Maria in Lourdes Bernadette erschienen ist!"  Für sie war es sicher, dass dies ein Ruf des Himmels war, sie sagten, ich müsse unbedingt nach Lourdes fahren.

Bald darauf kam jemand aus meiner Diözese ins Haus, um mir Informationen für solch eine Wallfahrt zu bringen. Ich hatte aber  keine Lust mitzufahren, die Menschen in meinem Umfeld überredeten mich aber dazu. Um ihnen einen Gefallen zu machen, beschloss ich, fünf Tage meines Lebens zu opfern und es dabei bleiben zu lassen.

In Lourdes fühle ich mich sehr unwohl,  mich ärgert es sehr zu sehen, was für  ein Spektakel hier für die Menschen auf einer riesigen Bühne gemacht wurde. Was die Mitarbeiter des Krankenhauses anging, so empfand ich sie alle als Heuchler. Ihr Lächeln erschien mir nichts anderes als eine Maske zu sein. Diese Pilgerreise war offensichtlich nur ein Weg, um sich einen Platz im Paradies zu verdienen. Ich weinte innerlich vor Wut bis zum dritten Tag. Am Ende der Messe in der Grotte habe ich mich zum ersten Mal der Marienstatue zugewandt. Und da kam plötzlich die, die Maria heißt, um mich in die Arme zu nehmen und mich in ihre mütterliche Zärtlichkeit einzuhüllen. Ich erkannte auf einmal, dass ich die Heuchlerin, die Schauspielerin war, diejenige, die eine Maske trägt! Ich war kein guter Mensch. Dann weinte ich wie ein Kind, das zu seiner Mutter sagt: "Ich bin krank, tröste mich". Plötzlich fühlte ich mich zutiefst geliebt. Ich erkannte nun die Wahrheit. Ich sah die größte Heilung: die eines befreiten und friedlichen Herzens.

Wieder zu Haus stellte mein Mann überrascht fest, dass ich ganz verwandelt und verändert war. Wie recht er hatte! Jetzt nehme ich die Menschen wahr und höre ihnen zu.

Im folgenden Jahr 2004 verschlimmerte sich die Krankheit und ich fuhr noch einmal nach Lourdes. Am Christi Himmelfahrtstag äußerte ich den Wunsch, in den Becken gebadet zu werden. Der Pilgerarzt verbot es mir, gab aber auf Drängen eines Krankenhausmitarbeiters grünes Licht: "Es ist für sie sehr wichtig, lassen Sie es zu!" Ich bin dann in das Wasserbecken gekommen mit nur einer einzigen Bitte: dass sich mein Zustand bei der Multiplen Sklerose nicht so rasch verschlechtert wie bisher. Wenn ich nur den Gebrauch meiner Hände noch ein paar Wochen, ein paar Monate, behalten könnte......

Ich tauchte ins Wasser ein. Plötzlich war um mich herum eine strahlende Helligkeit. Ich spüre eine liebende Gegenwart. Ich konnte nur mehr denken: "Es ist unglaublich, ich werde sterben, weil mein Herz zu klein ist, um so eine große Liebe zu empfangen, es ist Jesus!!!"

Ich stieg aus dem Bad. Ich war glückselig. Während ich mich wieder anzog, brannten meine Beine und die Augen. Später konnte ich mich aufrichten und aufrecht stehen. In der Nacht, in der Unterkunft „Notre-Dame“, in der ich übernachtete, stand ich auf, um mich wieder im Gehen zu üben. Während der internationalen Messe stellte ich am nächsten Tag fest, dass ich mein Augenlicht zu 100% wiedererlangt habe! Ich hatte aber noch nicht realisiert, dass ich völlig geheilt bin, außerdem konnte ich nicht wirklich daran glauben: Ich glaubte, es wären die Gebete der Leute gewesen, die Atmosphäre und meine Begegnungen im Becken, die mich beflügelt hatten. Das ist der "Lourdes-Effekt" dachte ich mir, das ist alles. Die wundersamen Heilungen sind ein Werbespot, um die Massen anzulocken.

Mein Mann und ich lernten wieder zu leben. Meine Mutter war überzeugt, dass ich geheilt bin, aber ich konnte immer noch nicht endgültig daran glauben. Ich ging zum MRT, das für den 19. Juni geplant war. "Übrigens, weswegen sind Sie gekommen?", wunderte sich der Arzt, als er die Ergebnisse durchgeschaut hatte. "Da ist nichts zu sehen. Es gibt keine Multiple Sklerose!“

Ich werde diesen außergewöhnlichen Moment nie vergessen. Mein Mann und ich gingen dann in ein Restaurant, um zu feiern. Später wurde meine erste Ehe für ungültig erklärt. Ein Priester riet mir, bei der medizinischen Untersuchungsstelle in Lourdes auszusagen, was ich auch getan habe. Das Internationale Medizinische Komitee von Lourdes hat im Jahr 2008 meine Genesung als außergewöhnlich anerkannt. Mein Neurologe hatte mich nie wieder gesehen.

Ich habe mich entschieden, das Geschenk meiner Heilung in mein Leben in diese Form zu integrieren, dass ich jetzt anderen Menschen diene. Ich wurde Hospitantin in Lourdes und engagiere mich nun in den Catholic Relief Services und in der Fraternity of Saint Martin. Ich begleite auch Menschen mit Multipler Sklerose.

Ich habe auch noch einmal ein kleines Mädchen bekommen. Wir haben sie Marie-Lou genannt - für Marie-Louange / Maria Lobpreis. Sie ist das Kind der Danksagung.

 

 

 siehe auch: www.lourdes-france.org/sclerose-en-plaques-fini/

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