Traude Schröttner
Traude Schröttner
Graz / Österreich

Die Vertrauensschule der Muttergottes

Ich bin in den letzten Jahrzehnten weit öfters als 150 Mal von Graz / Österreich zum Erscheinungsort der Muttergottes nach Medjugorje in Bosnien – Herzegowina gefahren. Der Großteil der Fahrten betraf Hilfsgüter, die wir der leidenden Bevölkerung während und nach dem Balkankrieg brachten. Vor allem nach dem Kriegsende war ich auch oftmals mit den unterschiedlichsten Menschen unterwegs zu diesem Gnadenort. Wir haben bei diesen vielen Fahrten immer wieder ganz überraschenden Schutz und die Hilfe der Gottesmutter erfahren dürfen.

Ein unglaubliches Erlebnis hatten wir mit einer Jugendgruppe aus der Marienpfarre in Graz, mit der wir eine Wallfahrt nach Medjugorje unternommen hatten. Wir waren gemeinsam mit zwei Autos unterwegs: ich reiste in einem Kleinbus voll mit Jugendlichen und der Pfarrer, Pater Florian Parth, begleitete uns mit weiteren Jugendlichen in seinem eigenen PKW.

Graz ist ca. 700 km von Medjugorje entfernt, wobei die Strecke von Österreich aus durch die EU – Staaten Slowenien und Kroatien führt. Bei Kroatien verläuft die Außengrenze der Europäischen Union, sodass an der Grenze zu Bosnien-Herzegowina grundsätzlich von beiden Staaten strenge Grenzkontrollen sowohl bei der Ein- als auch bei der Ausreise durchgeführt werden. Es war daher selbstverständlich, dass ich bei der Ausschreibung zu dieser Reise dringend auf die Notwendigkeit eines Reisepasses hingewiesen hatte. Bei der Abfahrt in Graz hatte ich auch eindringlich alle Jugendlichen gefragt, ob sie wohl ihren Pass bei sich hätten, was alle bestätigten. Wir fuhren daher los und gelangten problemlos ohne Grenzkontrolle über Slowenien in das EU Mitgliedsland Kroatien.

In Makarska, im Süden Kroatiens, machten wir eine Pause und feierten in der dortigen Lourdes – Kapelle einen Gottesdienst, da wir nicht wussten, ob wir es rechtzeitig bis zur Abendmesse nach Medjugorje schaffen würden. Da die Grenze schon in der Nähe lag, wollte ich anschließend die Pässe für die baldige Grenzkontrolle einsammeln. Dabei zeigte sich zum großen Schreck, dass eines der Mädchen seinen Pass zu Hause vergessen hatte. Das war nun ein Riesenproblem. Wie sollten wir ohne Pass über die Grenze nach  Bosnien – Herzegowina kommen? Wir konnten dieses Mädchen ja nicht alleine zurück lassen und es bestand daher die Gefahr, dass deswegen der gesamte Bus die Grenze nicht passieren durfte. Wir hatten lediglich eine einzige Möglichkeit:  Ich machte den Jugendlichen klar, dass nur mehr die Muttergottes in dieser ausweglosen Situation helfen könne. Ich forderte die Gruppe auf, im gemeinsamen Gebet intensiv die Gottesmutter zu bitten, uns bei diesem Problem zu helfen, damit wir irgendwie über die Grenze und dann nach Medjugorje kommen können. So geschah es auch, alle beteten laut und intensiv den Rosenkranz mit, während wir auf die Grenze zufuhren.

Das Unglaubliche geschah. Während Pater Florian mit seinem Auto genauestens kontrolliert wurde, ließ uns ein anderer Zöllner ohne irgendeine Kontrolle ungehindert weiterfahren.

Ich bin schon, wie gesagt, weit mehr als 150 Mal nach Medjugorje gefahren, aber ich bin noch niemals vorher und nachher ohne Passkontrolle über die Grenze nach Bosnien-Herzegowina gekommen.

Für die Jugendlichen war das eine unglaubliche Erfahrung, die Hilfe des Himmels so unmittelbar nach einem vertrauensvollen Gebet zu erleben. Voll Dank beteten wir noch einen weiteren Rosenkranz, erreichten rechtzeitig Medjugorje, sodass wir uns auch noch im Rahmen der Messfeier bei Gott für diese Hilfe bedanken konnten.

Diese unglaubliche Hilfe des Himmels durften wir tatsächlich noch ein zweites Mal erfahren.

Natürlich hatten wir die Sorge, ob und wie wir bei der Rückfahrt über die Grenze kommen könnten, das Problem des fehlenden Reisepasses hatte sich in der Zwischenzeit ja nicht aufgelöst. Als wir nun die Rückreise antraten, begannen die Jugendlichen im Bus bereits ohne Aufforderung von selber den Rosenkranz zu beten. Diesmal war es kein ängstliches Beten, sondern alle beteten im großen Vertrauen, dass Maria uns auch diesmal helfen würde. Und so geschah es auch: Während Pater Florian auf der Rückreise bei jeder Grenze anhalten und alle Pässe vorweisen musste, konnten wir ungehindert ohne jegliche Kontrolle sämtliche Grenzen passieren. Als wir schließlich die österreichische Grenze hinter uns gelassen hatten, brach ein allgemeiner Jubel aus, der schließlich in ein intensives Dankgebet mündete.

Zu Hause angekommen entstieg dem Bus eine verwandelte Jugendgruppe, die eine wertvolle Erfahrung über die Kraft des Gebetes machen durfte. Gott kann auch aus unseren Fehlern Segen erwachsen lassen, wenn wir ihm unsere Probleme im Vertrauen hinlegen.

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