Hilfe für unseren Glauben
27.
Jesus wusste, dass wir Menschen ohne Beistand nicht in der Lage sind, seine Botschaft über unseren himmlischen Vater den nachkommenden Generationen unverfälscht weiter zu tragen. Ohne Beistand wären wir auch kaum in der Lage so zu leben, dass wir den Willen des Vaters für unser Leben erkennen und ihm entsprechen können. Jesus hatte uns daher den Heiligen Geist versprochen, der uns führen und leiten wird, wenn wir uns mit aufrichtigem Herzen von ihm führen und leiten lassen wollen. Der Hl. Geist wird uns dann auch seine Gaben schenken, jene Gaben, die wir benötigen, um glaubwürdige Zeugen für das Wirken Gottes durch unser Leben werden zu können.
28.
Alle Menschen, die sich mit redlichem Herzen bemüht haben, den Willen Gottes zu erkennen und danach zu leben, dürfen nach ihrem Tod in der Gegenwart Gottes sein und ihrer Vollendung entgegengehen. Diese Menschen haben sich schon zu Lebzeiten bemüht, auf Basis der Nächstenliebe anderen Menschen nahe zu sein und ihnen zu helfen. Sie haben diesen Wesenszug nach ihrem Tod nicht abgelegt, sondern er wurde durch Gott geheiligt und vollkommen gemacht. Solche Menschen, die wir Heilige nennen, dürfen wir um ihre Hilfe anrufen und sie um ihre himmlische Begleitung bitten. Die Heiligen können, weil sie nach wie vor Menschen sind – erlöste Menschen – Gott für unsere Anliegen bitten. Gott, der unsere menschliche Freiheit respektiert und der nicht von sich aus in unser Leben und in unsere Freiheit eingreift, kann und wird auf diese Bitten antworten, wenn sie der Erfüllung seines heiligen Willens dienen. Wir sind im Alltag oft für eine gute menschliche Begleitung dankbar, und die Heiligen haben von Gott wegen ihrer Heiligkeit noch ganz andere Möglichkeiten bekommen, uns vom Himmel aus zu helfen, als es ihnen auf Erden jemals möglich gewesen wäre.
29.
Diese Möglichkeit, für uns Fürbitte bei Gott einzulegen, hat noch in unvergleichlich größerem Ausmaß Maria erhalten. Maria, die durch ihr JA und ihre bedingungslose Hingabe an Gott die Menschwerdung Christi erst ermöglicht hatte, bekam von Gott ganz besondere Gnaden, um uns Menschen zu begleiten. Ihr Ziel ist es, alle Menschen, die sich vertrauensvoll an sie wenden, zu Jesus, ihren Sohn, zu führen.
Maria hat aber von Gott noch eine andere Rolle zugedacht bekommen, und zwar als Vermittlerin zwischen Gott und den Menschen. Das ist noch viel mehr als die Rolle der Fürbitterin, welche auch die Heiligen innehaben. Man hört immer wieder die Meinung, dass kein Mensch nach dem Tod zurückgekehrt wäre, um vom Jenseits zu berichten. Diesbezüglich wird aber völlig übersehen, dass Maria in allem ein Mensch war, außer betreffend die Sündhaftigkeit. Sie hat von Gott die Möglichkeit bekommen, mit Menschen in Kontakt zu treten und zwar so, dass viele Menschen direkt und indirekt daran teilhaben können. Maria hat dadurch die Möglichkeit, den Kurs unseres Glaubensschiffes leise zu korrigieren, wenn es notwendig ist, ohne aber unsere Freiheit einzuengen.
Die Botschaften, die Maria im Rahmen ihrer Erscheinungen an uns Menschen richtet, sind nichts Neues. Die Offenbarungen Gottes sind ja mit Jesus abgeschlossen. Was Maria uns sagt, sind keine neuen Botschaften, sondern nur eindringliche Erinnerungen an das, was uns Jesus bereits gesagt hat. Es sind Erinnerungen an Aufforderungen Jesu, die im Laufe der Zeit in unserem Bewusstsein immer blasser geworden sind und die von vielen Menschen vergessen wurden und nicht mehr gelebt werden. Ihre Erscheinungen und Botschaften sind Hilfestellungen einer Mutter, die mehr weiß als ihre Kinder und die ihren Kindern beistehen möchte. Sie hat von Gott die Möglichkeit bekommen, Zeichen zu setzen, damit die Menschen ihrer Botschaft vertrauen können.
Maria ist in Zeiten größter Not der Menschheit erschienen, so z.B. in Zeiten brutaler kolonialer Kriege, in denen in unvorstellbar grausamer Weise Länder mit Feuer und Schwert unter dem Zeichen des Kreuzes erobert wurden. Es wurde dabei den eroberten Völkern das Christentum aufgezwungen. Maria kommentierte z.B. in ihrer Erscheinung in Guadalupe (Mexiko) im Jahr 1531 in keiner Weise das Vorgefallene, setzte aber durch ihre liebende Gegenwart das unübersehbare himmlische Zeichen, dass sie gekommen ist, um den Menschen Liebe, Hilfe und Orientierung im Glauben zu geben. Die Menschen Lateinamerikas wurden dadurch befähigt, ungeachtet der Grausamkeiten der Eroberer den christlichen Glauben anzunehmen.
Im Jahr 1858 erschien Maria in Lourdes (Frankreich) in einer von Revolutionen und der Aufklärung als Gegenbewegung zur Kirche aufgewühlten Zeit. 1917 erschien Maria in Fatima (Portugal) in einem atheistischen Umfeld und in der Zeit der Russischen Revolution sowie des Ersten Weltkriegs. Im Jahr 1981 begannen Erscheinungen in Kibeho (Ruanda). Am 15. August 1982 warnte Maria in einer an Intensität und Dringlichkeit nicht zu überbietenden Weise vor einem schrecklichen Blutvergießen, wenn die Menschen ihre Botschaft der Umkehr, der Versöhnung und des Gebetes nicht beherzigen würden. Sie warnte vergeblich. Der Völkermord in Ruanda begann dann im Jahr 1994, bei dem über eine Million Menschen bestialisch ermordet wurden. Es gab auch Erscheinungen an anderen Orten, die von der Katholischen Kirche anerkannt wurden oder deren Anerkennung noch aussteht, da sie derzeit noch andauern (z.B. in Medjugorje, Bosnien - Herzegowina).
Gott hatte seinen Sohn auf die Welt gesandt, um der Menschheit sein Reich zu verkünden, ein Reich der Liebe, des Friedens und der Gerechtigkeit. Und welche Früchte hat diese Freiheit auf Erden hervorgebracht, was waren die Früchte auch von Christen? Neben wunderbaren Früchten der Liebe, der Barmherzigkeit und Gerechtigkeit gab und gibt es aber auch grauenhafte Kriege, Unterdrückungen, Sklaverei, Völkermorde und dramatische Ungerechtigkeiten.
Maria sagte und sagt bei ihren Erscheinungen nichts Neues, aber sie ruft die Menschen mit allem Nachdruck auf, für den Frieden auf Erden zu beten, Buße zu tun und zu Gott umzukehren. Sie warnt auch eindringlich, so wie es auch Jesus getan hat, vor der Macht Satans. Sie betont auch, dass sie ohne unser Gebet der Menschheit nicht helfen kann. Gott reagiert auf unsere Bitten. Wenn wir nicht beten und um Frieden bitten, wird Gott, unsere Freiheit respektierend, nicht eingreifen.
30.
Jesus hat auch gewusst, dass die Menschen alleine nicht in der Lage sind, den Glauben über die Generationen weiterzutragen. Er hat daher die Kirche gegründet und ihr den Auftrag gegeben, den Glauben zu bewahren. Die Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden ist ein Ort der Gnade, in dem viele Früchte des Heiligen Geistes gewachsen sind und immer noch wachsen. Jesus liebt seine Kirche.
Man muss aber auch mit Betroffenheit und Schuldbewusstsein eingestehen, dass es auch innerhalb der Kirche Menschen gab und auch heute noch gibt, die den Auftrag Jesu nicht ernst nehmen und durch ihr Leben die Ziele Jesu verraten. Dadurch wurden und werden immer wieder Menschen verletzt und vom Glauben an den liebenden Gott abgehalten, weil der Glaube meistens mit der Kirche gleichgesetzt wird. Es gab auch kriegerische Entwicklungen, an denen die Kirche Schuld trägt, Machtmissbrauch, Verbrechen und verschiedenste Arten von Lieblosigkeiten und Ungerechtigkeiten. Dies hatte in der Vergangenheit auch zur Folge, dass sich verschiedene Gruppen von der römisch katholischen Kirche abgespaltet haben. Sie wollten im redlichen Bemühen versuchen, die Wege Christi zu gehen, die in der Kirche zwar gepredigt, aber nicht immer selber gegangen wurden. Das ist auch heute noch eine offene Wunde, dass nicht alle Christen in Einheit sind und gemeinsam versuchen, den Willen Gottes zu leben. Eine andere große und schwer heilende Wunde ist auch der Umstand, dass sich die Kirche in der Vergangenheit häufig mit den Mächtigen und Reichen zusammengetan und die Armen und Unterdrückten im Stich gelassen hat. Die Kirche ist zu wenig für die Armen und Verfolgten eingetreten und hat sich zu wenig um Barmherzigkeit und Gerechtigkeit bemüht. Als politische Parteien zur Bekämpfung dieser Ungerechtigkeiten gegründet wurden, richteten sich diese in der Folge nicht nur gegen die Mächtigen und die Unterdrücker, sondern auch gegen die Kirche, von der sich die Menschen im Stich gelassen fühlten. Viele dieser politischen Parteien sind auch heute noch kirchenkritisch oder sogar kirchenfeindlich. Das ist für Millionen Menschen weltweit ein Hindernis, um den Glauben an den liebenden dreifaltigen Gott kennen zu lernen.
Unser Blick soll aber nicht hängen bleiben an dem, was falsch war, an menschlichen Fehlern und an Schuld, sowie an versäumten Chancen in der Verkündigung des Glaubens. Gott liebt seine Kirche nach wie vor, er ist ihr nahe in hellen und in dunklen Zeiten und er wirkt im Leben der Menschen, wenn sie mit redlichem Herzen Gott suchen und sich bemühen, seinem Willen zu entsprechen.
Jesus hat gesagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da bin ich mitten unter ihnen“. Das gilt für alle Menschen, wo, wie und in welcher Glaubensgemeinschaft auch immer sie sich treffen, um gemeinsam die Wege Gottes zu suchen.